Profis für die Stanzpresse
29.09.2016
„Stanz- und Umformmechaniker/-in, Ausbildungsanforderungen im Wandel der Zeit“, so war der Slogan, mit dem interessierte Betriebe zu einer Info-Veranstaltung über diesen neuen Beruf an die Beruflichen Schulen in Kehl (BSK) eingeladen waren. Durchgeführt wurde die Veranstaltung von der IHK Südlicher Oberrhein, dem Industrieverband Blechumformung (IBU), dem Kompetenz- und Innovationszentrum Stanztechnologie Dortmund (KIST) und der GSU Schulungsgesellschaft für Stanztechnologie.
Moderne Stanz- und Umformanlagen kosten mittlerweile mehrere Millionen Euro. Mit dem Preis ist auch die Komplexität der Anlagen gestiegen und damit die Anforderungen an diejenigen, die solche Anlagen bedienen. Wo früher viele An- und Ungelernte in diesem Bereich arbeiteten, erfordert die neue Technologie nun andere Qualifikationen. Seit 2013 gibt es deshalb den neuen Beruf mit dreijähriger Ausbildung des Stanz- und Umformmechanikers.
KIST und GSU haben unter dem Hintergrund des Fachkräftemangels maßgeblich an der Ausgestaltung dieses Berufes mitgewirkt. So berichteten deren beiden Geschäftsführer Joachim Adolphs und Jürgen Höller, von denen die Veranstaltung moderiert wurde, dass bundesweit bereits zahlreiche Ausbildungsverträge eingetragen sind, jedoch oft die notwendigen Gruppenstärken fehlen, um an den Berufsschulen vor Ort die entsprechenden Fachklassen einzurichten. Deshalb sollen flächendeckend solche Informationsveranstaltungen stattfinden, wo detailliert über diesen neuen Beruf berichtet und praktische Erfahrungen mitgeteilt werden.
In seiner Begrüßung zeigte sich Schulleiter Peter Cleiß erfreut über die Initiative, wo doch an der BSK seit 2014 mit der Ausbildung von Stanz- und Umformmechanikern begonnen wurde und durch enge Zusammenarbeit mit der IHK und Betrieben im laufenden Schuljahr entsprechende Fachklassen über alle 3 Ausbildungsjahre unterrichtet werden können.
Robert Merle als Vertreter der IHK Südlicher Oberrhein berichtete aus IHK – Sicht von den bisherigen Erfahrungen. Überwiegend kommen die Auszubildenden aus den Bezirken der 3 südlichen IHK – Schwarzwald-Baar-Heuberg, Hochrhein-Bodensee und Südlicher Oberrhein nach Kehl an die Schule. Die Azubi, die überwiegend aus größerer Entfernung kommen, können im schuleigenen Wohnheim wohnen und werden in Blockform unterrichtet. Ausgebildet wird neben dem Stanz- und Umformmechaniker auch der dazu passende zweijährige Beruf „Fachkraft für Metalltechnik – Fachrichtung Draht- und Umformtechnik“, wobei die Möglichkeit besteht, in das dritte Ausbildungsjahr des Vollberufes einzusteigen. Mittlerweile wurde auch schon ein Prüfungsausschuss gebildet, so dass bereits die Zwischenprüfungen abgenommen werden konnten und die ersten Abschlussprüfungen im Sommer 2017 stattfinden können.
Zu den Pionieren unter den Ausbildungsbetrieben, deren Azubi an der BSK unterrichtet werden, zählen die Progresswerke Oberkirch (PWO), die Ernst Umformtechnik in Oberkirch und Feinwerktechnik hago in Küssaberg bei Waldshut. In seinem Beitrag „Bedeutung der Ausbildung für die Stanztechnik – früher und heute“ stellte der Geschäftsführer von Feinwerktechnik hago Rainer Hack sehr klar die notwendige Qualifikation und Motivation der „Profis an der Presse“ heraus: „Wer an Maschinen arbeitet, die mehrere Mio Euro wert sind, muss gut ausgebildet und gut bezahlt werden“. In ihren Vorträgen zu den jeweiligen Ausbildungskonzepten und den Anforderungen an die Bewerber berichteten der Personalleiter von Feinwerktechnik hago Martin Wehrle und Jens Boeuf, Ausbildungsleiter von Ernst Umformtechnik durchweg von positiven Erfahrungen, wenngleich es noch schwierig ist, junge Leute für einen kaum bekannten Ausbildungsberuf zu begeistern. Beide stellten der Berufsschule in punkto Unterrichtsqualität und Unterbringung im Wohnheim gute Noten aus.
Kurt Stephan, Abteilungsleiter Technik an der BSK, betonte die besondere Herausforderung für Schule und Betriebe, die Inhalte dieses neuen Berufes zu vermitteln, für die es noch keine Schulbücher gibt. „Die Inhalte werden durch enge Zusammenarbeit zwischen Betrieben, IHK und Schule gefüllt“, berichtete er. Es finden zahlreiche Erfahrungsaustausche, Lernortkooperationen, Betriebsbesichtigungen und Unterrichtseinheiten in den Betrieben statt. Für diese intensive Zusammenarbeit bedankte er sich bei den Akteuren.
In der anschließenden Gesprächsrunde wurden noch viele Erfahrungen ausgetauscht und Kontakte geknüpft.
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